Der Tod war mein täglich Brot!

 

Geboren wurde ich am 11.08.1959, in einem kleinen Ort im Saarland, als zweiter Zwillingssohn meiner Eltern. Katholisch getauft verlief meine Kindheit in einem intakten Elternhaus, wohlbehütet und erzogen, bis die Schulzeit begann.
In dieser Zeit zeigte es sich schon, dass ich einen ausgeprägten Hang zu Gewalttätigkeiten hatte, im Gegensatz zu meinem Bruder Uwe. Je älter ich wurde, desto mehr eskalierten meine Taten. Ich führte regelrecht Krieg und terrorisierte meine Umwelt und Mitschüler in einem solchem Maße, dass ich kurz davor stand von der Schule zu fliegen.
In der Pubertät wurde es dann ganz schlimm, Straftat auf Straftat, mir waren alle Mittel recht, um Terror zu verbreiten. Ich schreckte nicht zurück das Messer zu benutzen und zu zustechen, wenn es angebracht war. Gefühle wie Mitleid waren mir fremd.
Selbst meinem Vater gegenüber zeigte ich keinen Respekt und schlug ihn eines Tages zusammen. Das war der Anfang vom Ende. Die Gesellschaft kotzte mich an und ich musste weg sonst wäre ich unweigerlich auf kurz oder lang im Knast gelandet. Ich wusste aus Erzählungen, dass es im Nachbarland Frankreich möglich war unterzutauchen, bei der Fremdenlegion. So verschwand ich in einer Nacht und machte mich auf zur Grenze um mein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Damals war ich gerade mal 16 ein halb Jahre alt. So meldete ich mich bei einem Grenzposten und sagte mit meinem Schulfranzösisch: Legion Etrangeré. (auf Deutsch übersetzt Fremdenlegion).
Zu meiner Überraschung stellten die überhaupt keine Fragen, wer ich war, wo ich herkam und wie alt ich war. Man brachte mich in eine Kaserne der Legion Straßburg, wo ich dann meinen ersten Kontrakt unterschrieb für die nächsten fünf Jahre.
Ich hatte es geschafft. Ich fühlte mich als Mann, hatte Ideale und wollte die Welt verändern. Welch ein Trugschluss.
Mir wurden bald die Augen geöffnet.
Grundausbildung in der härtesten Armee der Welt, wenn es eine gab, dann war sie hier und nicht wie beschrieben irgendwo im jenseits. Bald folgte das wofür ich ausgebildet war und unterschrieben hatte, „Krieg“ und Töten.
Mit 17 ein halb Jahren erster Einsatz im damaligen Zaire heutiger Kongo. 1978 erlebte ich dann als Fallschirmjäger das, was die alten Weltkriegsteilnehmer immer beschrieben haben. Die Realität was Krieg bedeutet. Was es heißt zu töten, sein Leben selbst zu erhalten und anderen, dem Feind seines, zu nehmen. Wie es sich anfühlt, selbst getroffen zu werden, verwundet zu sein und den Willen auf zu bringen weiter zu machen.
Als ich den ersten Menschen töten musste dachte ich noch darüber nach, was hast du getan? Beim zweiten war es schon egal. Nur hinterher im Leben war nichts mehr so wie vorher.
So ging es Jahr um Jahr, von Zaire durch halb Afrika bis zum ersten Golfkrieg 1991 und Balkan Sarajewo 1992. Insgesamt 11 Kriegseinsätze hatte ich in dieser Zeit erlebt. Töten war mein tägliches Brot geworden und das machte mir auch nichts aus. Ich hatte keinen Respekt vor einem Menschenleben, es war zu einfach. Gefühle kannte ich nicht. Selbst dann noch als Kindersoldaten auftauchten, machte ich stupide meinen Job. Irgendwann nach fast 20 Jahren Söldnerdienst, kam ich dann zurück in die Heimat und jetzt begannen erst die Probleme.
Ich fand mich nicht zurecht. Saufen und Drogen bestimmten den Alltag. Doch das Unterbewusstsein meldete sich eines Tages. Das jahrelange Töten forderte Tribut.
Ich hatte hundertfach getötet und nun kamen die Gedanken warum! Was hast du getan? Ich hatte doch Gefühle, oder wie soll man es sonst nennen.
Ich versuchte zu verdrängen. Soff weiter und driftete in die Rockerszene ab. Dort fühlte ich mich wohl, war respektiert und konnte durch Schlägereien und Straftaten begehen zeitweilig mein Innerstes verdrängen.
Aber es war nur ein Davonlaufen:
Eines Tages saß ich in einem Cafe und brach völlig zusammen. Meine Seele und Körper forderten ihr Recht. Ich zitterte am ganzen Körper und konnte mich nicht mehr regen. Schwindel überkam mich und Angst. Bloß das wusste ich nicht, ich kannte dieses Wort nicht und konnte nicht damit umgehen. So landete ich im Notarztwagen und auf der Intensivstation. Körperlich war ich aber in Ordnung und musste nach langem hin und her in die Psychiatrie auf Therapie.
Man sagte mir: „Sie sind hochgradig Kriegs traumatisiert. Durch jahrelange Verdrängung hat ihre Seele Schaden genommen.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte man aber keine Erfahrung mit Kriegstraumata und ich musste mit anderen Kranken, die schizophren , depressiv oder Psychosen hatten, leben und klarkommen. Ich machte Entzug, wurde clean und wieder etwas stabil. Man gab mir den Rat, mich mit einem Seelsorger in Verbindung zu setzen, der mir auch weiterhelfen könnte.
So kam der Heiligabend und ich war allein zu Hause und wusste nicht mehr weiter. Ich rief unseren katholischen Gemeindepfarrer an und bat um Hilfe. Was ich nun erfuhr, war wie ein Schlag ins Gesicht. Dieser Kerl erschien bei mir und hörte sich mein Anliegen an. Darauf antwortete er mir: „Lieber Mann, bevor ich mich weiter mit ihnen unterhalte, sollten sie erst mal ihre Sünden beichten.“ Sonst könne er mir nicht weiter helfen. Ich packte ihn am Kragen und schmiss ihn raus. Selbst die Kirche wollte nichts mit mir zu tun haben, einem potenziellen Mörder, wie der Pfarrer sich ausdrückte.
Ich war wieder allein mit mir und meinem Gewissen. In dieser Zeit traf ich Esther. Ein Mädchen aus dem Ort. Ich kannte sie flüchtig und wusste, dass sie eine Drogenkarriere hatte und  ihre Eltern einen christlichen Buchladen. Wir lernten uns näher kennen und sie erzählte mir aus ihrem Leben. Ein Leben auf der Straße am Rande der Gesellschaft und wie sie mit Gott den Absprung geschafft hatte. Heute drogenfrei sei und ihr Leben Christus gegeben hätte.
So hörte ich das erste mal von Jesus und rastete aus. „Lass mich bloß in Ruhe mit diesen frommen Sprüchen und versuch ja nicht mich zu bekehren. Ich hab die Schnauze voll von Pfarrern. Gott gibt es nicht, selbst wenn, der hat sich von mir abgewannt und erst recht die Kirche. Mir kann niemand vergeben.“
Aber in der Folgezeit lies sie nicht locker, versuchte es immer wieder und ich ließ sie gewähren, eigentlich nur um meine Ruhe zu haben. Im Laufe der Zeit entwickelte sich eine Beziehung zwischen uns Beiden und sie lud mich auf das Jesus- Freak- Festival  ein, wo sie hin wollte. Ich hatte keinen Bock darauf. Aber seltsamerweise stand ich am Abfahrtstag vor ihrer Tür und wollte mit. Ich redete mir ein, dass dies nichts mit Gott zu tun hat. Ich wollte sie nur in meiner Nähe wissen. Wir gingen nach Freakstock und ich erlebte dort etwas was ich nicht für möglich hielt. Hier war eine Atmosphäre, die nicht aggressiv war wie auf anderen Festivals, wo es Randale gibt, gesoffen und Drogen konsumiert werden. Nein hier herrschten Ruhe und Frieden, keine Vorurteile und jeder wurde behandelt wie ein Mensch. Ich fühlte mich wohl wie schon lange nicht mehr. Eine innere Ruhe, die ich nicht mehr kannte hatte Einzug erhalten und eine Stimme war in mir die sprach: „Ich werde dich dort hinschicken wo du selber warst und herkamst, und du wirst mein Wort verkünden, in meinem Namen.“
Was war das? War das Gott der zu mir sprach, oder eine Sinnestäuschung? Ich wusste es nicht und redete auch nicht darüber. Wir fuhren nach Hause und ich sonderte mich ab. Musste nachdenken und gleichzeitig mit jemand darüber reden. Deshalb wendete ich mich an Esthers Vater, der wie ich wusste ein frommer Mensch war, Christ, Prediger und Mitglied in der Gemeindeleitung der Baptisten. Ein Mensch der keine Vorurteile kannte, warmherzig und für alle ein Ohr hatte.
Ihm vertraute ich mich an. Er hörte sich meine Geschichte aufmerksam an und sagte: „Christus unser Herr hat dich gefunden und du ihn. Bekehre dich, denn der Herr hat zu dir gesprochen. Er hat dir einen Auftrag gegeben und dir vergeben.“
Ich konnte es nicht glauben. Mir einem Mörder, der kein Gewissen hatte Menschen zu töten, der sein Leben gottlos verbrachte? Und doch, es war so. Ich bekehrte mich und bin wie von einer Last befreit worden, habe keine Alpträume mehr und mein Leben hat sich verändert. Ich bin ruhiger geworden, kann auf Menschen zugehen und sie respektieren.
Durch den Auftrag den ich vom Herrn erhielt, habe ich eine Gruppe gegründet die sich Menschen widmet, die am Rande der Gesellschaft leben, so wie ich selbst. Den Rockern, Drogenabhängigen und ehemaligen Kriegskameraden. All denen die das Wort unseres Herrn Jesus nötiger den je brauchen.
Unser Auftrag ist Missionsarbeit, Evangelisation und Straßenarbeit in den Randgruppen.
Wir nennen uns Ucbones-Icanarmy. Nach Hesekiel 37. Du siehst Knochen ich aber eine Armee.
Unser Color zeigt eine Knochenhand, ein J, das für Jesus steht und drei rote Blutstropfen, die die Dreieinigkeit symbolisieren Vater Sohn und Heiliger Geist.
Ich habe Vergebung erfahren und der Herr hat mir ein neues Leben geschenkt und eine zweite Chance. Ich möchte ihm dafür danken!    Amen

Frank

www.ucbones-icanarmy.dev
Tauf leben