Drogen-Info-Pool: LSD
LSD ist die Abkürzung für Lysergsäurediäthylamid.
Diese weiße, kristalline, hochgiftige Substanz wird rein synthetisch
hergestellt. Sie leitet sich ab von den Alkaloiden des Mutterkorns, eines
hauptssächlich auf Roggen vorkommenden giftigen Getreideschädlings..
Keine andere bisher gefundene Substanz besitzt einen so starke halluzinogene
Aktivität wie das LSD. Schon in kleinsten Dosierungen von 0,01
bis 0,03 mg ruft es beim Menschen starke Halluzinationen hervor, die bewirken,
dass sich die Wahrnehmung massiv ändert und optische Eindrücke
intensiver werden.
Die halluzinogene Wirkung von LSD wurde 1943 von dem Schweizer Chemiker
Albert Hofmann mehr oder weniger aus Versehen entdeckt. Während des
Experimentierens im Labor wurde er durch "ungewöhnliche Empfindungen
gestört" und musste nach Hause fahren. Er erlebte einen "nicht unangenehmen
rauschartigen Zustand, der sich durch eine äußerst angeregte
Phantasie kennzeichnete". Weil er sicher gehen wollte, dass tatsächlich
die von ihm synthetisierte Substanz LSD diesen Zustand ausgelöst hatte,
löste er einige Tage später 0,25 mg LSD in Wasser, schluckte
es und erlebte prompt, was man heutzutage als "Horrortrip" bezeichnet,
er hatte eine viel zu hohe Dosis genommen. Er berichtete, dass es grauenvoll
gewesen wäre, er meinte sterben zu müssen und machte eine Erfahrung,
als trete er aus seinem Körper heraus. In den 60ern begann dann in
den USA Professor Timothy Leary mit halluzinogenen Drogen zu experimentieren
und regte mit der Aufforderung "Turn on, tune in, drop out!" eine
ganze Generation dazu an, seinen Tipps für eine "Erleuchtung" durch
Trips zu folgen. In der hiesigen Drogenszene tauchten LSD-Trips
mit der ersten Haschwelle in den 60er auf, verloren aber aufgrund der Gefahr
von Horrortrips und Psychosen in den 70ern wieder an Bedeutung. In Zusammenhang
mit der Techno-Musikkultur erfahren sie seit den 90ern eine unheilvolle
Renaissance, und zwar als preiswertes, ekstaseförderndes Partymittel.
Die Droge wird üblicher Weise auf Löschpapier-Schnippseln,
in Gelatineplättchen, auf Zuckerstückchen oder in Tablettenform
geschluckt. Auf einem Blatt Löschpapier können über 100
Konsumportionen sein! Die intravenöse oder intramuskuläre Injektion
ist möglich, steigert jedoch nicht die Wirkung. Szeneübliche
Bezeichnungen sind: Trips (von engl. "Reise") oder Acid ("Säure").
Unterschiedliche Farben und Designmuster auf den "Pappen", "Papers"
oder "Linsen" kennzeichnen die verschiedenen Sorten. "Window panes" ("Fensterscheiben"
wegen der durchsichtigen Gelantine), "Yellow Sunshines", "Blue Cheers",
"Deep Purples", "Schwarze Micros", "Happy Faces", "Peace Trips",
"Erdbeeren" oder "Pinguine" sind nur eine kleinen Auswahl von vielen weiteren,
oft irritierend verharmlosenden Bezeichnungen, die so schnell wechseln,
dass sich der Drogenkunde kaum orientieren kann. Bei kleinen, viereckigen
(etwa 5mm im Quadrat) und mit einem Comic versehenen Papierchen oder kleinen,
farbigen Pillen mit einem Durchmesser von nur 2 - 3 mm ist die Wahrscheinlichkeit
hoch, dass es sich um LSD handelt. Die Dosierung der Droge auf den
Trägermaterialien ist den Konsumenten unbekannt. Sie ist aber generell
heute mit durchschnittlich etwa 50 Mikrogramm LSD - genug für einen
sanften Trip - geringer als in den 60ern. Eine Einzeldosis kostet
zwischen 5,- bis 25, - Euro, je nach Region.
Etwa dreißig Minuten nach der Einnahme beginnt die Wirkung: die
Pupillen erweitern sich, Puls und Blutdruck sind leicht erhöht. Ein
verändertes Empfinden für Farben und Formen und eine Überempfindlichkeit
für Sinnesreize kennzeichnen die Anfangsphase, begleitet von
Übelkeit und Kältegefühl und mitunter Gleichgewichtstörungen,
Gangstörungen und einem fremdartigen Erleben des eigenen Körpers.
Auf die Anfangsphase folgt eine Euphorie mit z.T. unkontrolliertem Lachen,
und mit visuellen Pseudohalluzinationen, das heißt, Töne werden
laut und leise, Farben werden intensiver, Bilder und Gegenstände verändern
ihr Aussehen oder es werden Dinge gesehen, die nicht da sind, die
Konsumenten wissen aber gleichzeitig, dass ihre Wahrnehmungen verzerrt
sind. Bei echten Halluzinationen kann man nicht mehr zwischen Trugbild
und Realität unterscheiden. Das Denken ist sprunghaft, die Zeit scheint
sich ins Endlose auszudehnen und die Grenzen zwischen der eigenen Person
und anderen wird als gelockert bis aufgelöst beschrieben. Manche sagen,
sie verstehen die Dinge besser, als je zuvor. Es kommt zu Selbstüberschätzungen
(z.B. der Überzeugung, fliegen zu können) mit der Gefahr gesundheitsschädigenden
Verhaltens. Der Wirkungsschwerpunkt liegt zwischen der ersten und der dritten/vierten
Stunde. Aus den Pseudohalluzinationen werden echte Halluzinationen mit
phantastischen Szenen, Landschaften und filmartigen Erlebnissen, aber auch
Horrorvorstellungen ("Horrortrip"). Töne werden als Farben "gehört",
und visuelle Wahrnehmungen "gespürt". Das Denken haftet an Kleinigkeiten,
und die Urteilsfähigkeit ist erheblich gestört. Intensive persönliche
oder religiöse Erfahrungen werden aus dieser Phase berichtet.
Nach 6 - 12 Stunden erfolgt schließlich eine Erholungsphase, in welcher
der Rausch allmählich abklingt und Wellen abnormen Erlebens
mit solchen geordneter Wahrnehmung wechseln. Auch für LSD gilt,
dass die Situation beim Konsum wesentlich für das Entstehen der Erlebnismuster
ist. Bei vorangehender depressiver Verstimmung, Niedergeschlagenheit, Angst
oder Trauer kann der LSD-Trip leicht einen atypischen Verlauf nehmen und
in Panik, Verzweiflung und tiefer Niedergeschlagenheit enden. Ansonsten
bleibt Müdigkeit und Melancholie. Und für ein paar Tage zeigt
eine erneute Einnahme der Droge kaum Wirkungen. Es bildet sich keine körperliche
Abhängigkeit, wohl aber kann Toleranz (d.h. man braucht mehr für
die gleiche Wirkung) und eine psychische Abhängigkeit entstehen.
Risiken
Normalerweise ist dem Konsumenten während des Rausches bewusst,
dass die Sinnestäuschungen von der Droge ausgelöst werden. Vielleicht
nur wegen einer Kleinigkeit (z.B. dem rein subjektiven Gefühl, dass
alle etwas von dir wollen oder dich auslachen) können plötzliche
Angstgefühle und offene Panik ("schlechter Film") ausbrechen. Manchmal
ist es dann unmöglich, Wirklichkeit und Rausch auseinander zu halten
und Unfälle durch Fehlreaktionen auf nicht als solche erkannte Sinnestäuschungen
und Halluzinationen treten auf, oder es kommt zu selbstzerstörerischen
Handlungen z. B. weil man glaubt durch ein Auto hindurchgehen zu können
oder man könne fliegen.
LSD wirkt sehr lange (6 - 12 Stunden) und ist schlecht steuerbar, d.
h. niemand kann dir vorher sagen, wohin die Reise geht und ob nicht der
versprochene und erwartete LSD-Himmel zur Hölle wird. Deine Halluzinationen,
während du auf Trip bist, können schnell von seltsamen
und lustigen in grauenvolle umschlagen. Schon aus diesem Grunde sollten
insbesondere ängstliche Personen die Droge ganz meiden, da hier die
Gefahr von Horrortrips besonders hoch ist. Stell dir nur einmal vor, du
siehst in den Spiegel und dein Gesicht schmilzt vor deinen Augen oder dein
Urin wird zu Blut. Es sieht real aus - und du hältst es für real!
Es besteht eine im Vergleich zu anderen Drogen erhöhte Psychosegefahr
("Hängenbleiben"), da die Auswirkungen von LSD auf die Psyche - vor
allem in höheren Dosierungen - so tiefgreifend sind, dass die vertrauten
Selbst- und Weltbilder vollständig ins Wanken geraten können.
Emotional instabile Menschen, vor allem auch Jugendliche, sind oftmals
nicht in der Lage, diese neuen, überwältigenden Erfahrungen psychisch
zu verarbeiten und zu integrieren. und reagieren nicht selten mit psychotischen
Symptomen , auch wenn sich in ihrem bisherigen Leben keine psychotischen
Tendenzen erkennen ließen. Diese drogeninduzierten psychotischen
Episoden können sich über Monate erstrecken. Sie äußern
sich in ängstlicher Verstimmtheit, Verwirrtheit, Antriebsarmut, Verfolgungserlebnissen
und erhöhter Selbstmordgefährdung. Auslöser kann schon ein
einziger LSD-Trip sein!
Bei psychotisch vorbelasteten Menschen kann LSD-Konsum die Chance einer
Heilung oder eines Stillstandes der Erkrankung erheblich verschlechtern.
LSD kann seelische Erkrankungen zum Vorschein bringen, von denen du noch
gar nichts weißt. Besondere Gefahren bestehen auch für Personen
mit Herzschäden, Bluthochdruck, Diabetes, Arterienverkalkungen und
für Schlaganfallpatienten.
Geradezu unheimlich ist der Echo-Rausch, der sogenannte "Flashback".
Wochen, sogar Monate nach einem LSD-Trip kann ohne erneute Einnahme der
Droge ein weiterer Rauschzustand auftreten, den man nicht vorhersehen bzw.
steuern kann, und es peinigen den Betroffenen plötzlich Panikanfälle
und geistige Verwirrung. Konsumenten werden von diesem Echo-Rausch ohne
Vorankündigung im Straßenverkehr, am Arbeitsplatz oder
in anderen Situationen überrascht. Dies kann dann für den Betroffenen
selbst wie auch für andere (Verkehrsteilnehmer usw.) verheerende Folgen
haben.
Eine nicht zu unterschätzende Gefahr für den LSD-Konsumenten
resultiert weniger aus der Droge selber als aus der Art ihres Vertriebs
und ihrer illegalen Herstellung in irgendwelchen geheimen Laboratorien.
Niemand, der sich von einem Dealer LSD besorgt, kann sicher sein, reines
LSD in der richtigen Dosierung zu erwerben. Die in Lokalen und auf der
Straße verkauften Trips enthalten außer LSD immer wieder Speed,
Schlaf- und Abführmittel und andere Substanzen. Harmlose Unterdosierungen
aber auch gefährliche Überdosierungen treten auf. Wegen der starken
Wirkung auch kleinster Mengen ist die Gefahr besonders groß,
dass schon durch einen Tropfen zu viel der Trip zur Höllenfahrt wird.
In extremer Überdosierung kann LSD zu Gefäßkrämpfen,
Herzstillstand und Tod durch Atemlähmung führen.
Beliebt aber gefährlich ist die gleichzeitige Einnahme von
LSD und Cannabis oder LSD und Ecstasy ( "Candyflipping" ), da sich dadurch die halluzinogenen Wirkungen addieren und die Nebenwirkungen
sich in unkalkulierbarer Weise beeinflussen können. Auch können
Cannabisprodukte LSD - Flashbacks auslösen, die mit schwerwiegenden
Störungen geistiger Funktionen verbunden sind. Dies sollten vor allem
Partygänger bedenken, die nach dem Ausklingen des LSD-Rausches beim
Chill-Out noch ein Pfeifchen durchziehen und dann ins Auto steigen.
Die Rechtslage
LSD fällt unter Anlage 1 des BtMG, Herstellung, Besitz, Weiterverkauf
oder Verschenken sind gleichermaßen verboten. Der Besitz kleinster
Mengen ist strafbar, eine "nicht geringe Menge" kann eine Freiheitsstrafe
bis zu 15 Jahren und eine Geldstrafe nach sich ziehen.